Langerak Couchtisch von Kho Liang Ie für T Spectrum, 1960er

Außerhalb der Niederlande ist der holländische Designer Kho Liang Ie vor allem für sein Werk bei Artifort und für die Inneneinrichtung des Schiphol Flughafens in Amsterdam (1967) bekannt. Für die Holländer gilt Liang Ie jedoch als eines der wichtigsten Designtalente des 20. Jahrhunderts. So wurde beispielsweise auch eine renommierte Auszeichnung für Designer nach ihm benannt.

Liang Ie wurde 1927 als Sohn indonesischer Eltern in Magelang, Indonesien, geboren. 1949 zog Liang Ie in die Niederlande. Dort studierte er zwischen 1950 und 1954 Innenarchitektur und Industriedesign am Instituut voor Kunstnijverheidsonderwijs, welches heute Teil der Rietveld Akademie in Amsterdam ist. Nachdem er seinen Abschluss machte, arbeitete er bei der Stichting Goed Wonen - einer Organisation, die sich für die Herstellung guten Designs einsetzt und damit den Wiederaufbau zur Nachkriegszeit unterstützte. Im Jahr 1958 wurde Liang Ie zu Artiforts Berater für Ästhetik und Design ernannt. In seiner Zeit bei Artifort entwarf er zahlreiche erfolgreiche Produkte und überredete Artifort außerdem, Aufträge von großen internationalen Designern, wie Pierre Paulin und Geoffrey Harcourt, entgegenzunehmen.

Herausragende Artifort Designs sind die Lampe K46 (1957-59), die Squareline Kollektion (1958-61), das 416 Seating (1961-66), das Serie 070 Sofa (1962-64), das 720 Banquette Sofa (1966), der 820/822 Tisch (1967), das C662 und C684 Sofa (1968), die Flower Tische (1968-70) und der 656 Stuhl (1970er).

Liang Ie brachte auch für andere Hersteller Entwürfe hervor, wie die J Series Kollektion für Fristho (1956-60), die Landereis und Lieshout Tische für 't Spectrum (1958-62), den Terrace Stuhl für C. A. Ruigrok Industrie (1960), eine Anrichte für Kempkes (1960), die Copal Anrichte für Fristho (1960-63) und die Fliesenkollektion für den Keramikkonzern Royal Mosa (1964-70).

In Zeiten, in denen niederländisches Design durch eine strenge, industrielle Ästhetik geprägt war, führte Liang Ie einen Stil ein, der später als „Space Age Style” bekannt wurde. Damit nahm er die postmoderne Bewegung vorweg, die zwischen den 1970er und 80er Jahren vorherrschte. Während die Formen von Liang Ies Design eine Einfachheit und Rationalität aufweisen, die dem Modernismus entsprechen, bringen seine experimentellen Versuche im Umgang mit Materialien eine Wärme und Freiheit hervor, die für die Niederlande der Nachkriegszeit einzigartig waren.

Kho Liang Ie verstarb viel zu früh im Januar 1975. Seine Designs leben jedoch weiter und sind in vielen Sammlungen bedeutender holländischer Museen zu sehen, darunter das Museum Boijmans Van Beuningen (Rotterdam), das Stedelijk Museum (Amsterdam) und das Museum Catharijneconvent (Utrecht).

Die niederländische Möbelfirma ‘t Spectrum wurde 1941 als Zweigstelle von De Ploeg Textilien in Bergeijk, Niederlande, gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges ging der Markt für Bepolsterungen und Stoffe zurück, also entschied sich der Geschäftsführer De Ploegs, Piet Blijenburg (1896 - 1967) - ein Tatenmensch durch und durch - sich in einen allgemeineren, beständigeren Markt zu bewegen und von nun an mit “industrieller Kunst” für das Zuhause zu arbeiten. Nach dem Krieg passte Blijenburg ‘t Spectrum an die “Goed Wonen” (“Gut wohnen”) Bewegung in den Niederlanden an, die, ähnlich der “Good Design” Bewegung in den Staaten, Designarbeiten hervorbrachte, die einen gesunden und modernen Lebensstil zu bezahlbaren Preisen verkörperten. Die ersten Werke, die von ‘t Spectrum produziert wurden - darunter Geschirr und Beleuchtung, Stühle und Zeitschriftenhalter, sowie Kindermöbel - erhielten in den Niederlanden schnell einen guten Ruf für ihre Genügsamkeit, ihren Nutzen und ihre Beständigkeit.

1954 wurde der Ingenieur und Designer Martin Visser (1922 - 2009) zum Leiter für Design und war für die Entwicklung der Kollektionen und die Überwachung der Produktion zuständig. Er führte die “Form folgt der Funktion” Philosophie der Firma in die florierende Nachkriegszeit. Als das aus der Kriegszeit stammende Verbot für Metallkonsum aufgehoben wurde, entwarf Visser eine Reihe beliebter Möbelstücke - Stühle, Tische und andere - aus Stahlrohr. Darunter ist auch das kultige BR 02.7 Sofa Bed (1955 - 58). Visser beauftrage außerdem nicht-firmenzugehörige Kreativkünstler, um zu der Produktpalette ‘t Spectrums beizutragen, darunter der Graphiker Constant Nieuwenhuys, die Designer Benno Premsela und Kho Liang le und, am berühmtesten unter ihnen, der Architekt Gerrit Thomas Rietveld. Obwohl das Erscheinungsbild der Stücke ‘t Spectrums gegen Ende der 60er Jahre sehr industriell war, bevorzugte Visser immer handgemachte Möbel. Daher waren die Sitz- und Aufbewahrungsmöbel des Unternehmens immer sehr fein bearbeitet und oft zu teuer für die breite Masse.

Als in den 70er Jahren günstige Produkte aus dem Ausland für starke Konkurrenz sorgten, entschieden die Geschäftsführer ‘t Spectrums, das Unternehmen aufzulösen. Einige der Angestellten jedoch wollten weitermachen und beschlossen eine kleinere Produktionsfirma unter dem Namen Arspect zu eröffnen. Dort verkauften sie sowohl einige Objekte ‘t Spectrums, wie auch Stücke neuer Designer. Die finanziellen Probleme mit denen Arspect in den 80er Jahren konfrontiert wurde, überstand die Firma nicht. Zum Glück kaufte ein anderer ehemaliger Mitarbeiter ‘t Spectrums die Lizenzen der Entwürfe aus den 60er Jahren und baute Spectrum, so wie wir es heute kennen, in Eindhoven wieder auf und bietet dort immer noch hochqualitative Werke von Visser, Rietveld und anderen an.