Der dänisch-amerikanische Architekt und Designer Jens Risom wurde 1916 als Sohn eines landesweit bekannten Architekten des nordischen klassizistischen Stils in Kopenhagen geboren. Zwischen 1935 und 1938 studierte er an der Königlich Dänischen Kunstakademie bei Ole Wanscher und Kaare Klint, alongside classmates Hans Wegner and Børge Mogensen. Über eine kurze Zeit nach dem Studium entwarf er Möbel- und Innenarchitekturkonzepte für das in Kopenhagen ansässige Architektenbüro Ernst Kuhn. Anschließend zog er kurzzeitig nach Stockholm, wo er für Nordiska Kompaniet arbeitete und Alvar Aalto und Bruno Mathsson kennenlernte. Um 1939 zog er mit Ambitionen, den skandinavischen modernistischen Ansatz auf dem US Möbelmarkt einzuführen, nach New York.
Risdoms Ankunft in den USA fiel in die Jahre der durch den Krieg herbeigeführten Materialknappheit. Aus diesem Grund fand Risom keine Anstellung in einer Möbelfirma und wurde stattdessen als Textildesigner von dem Raumgestalter Dan Cooper beschäftigt. Bestrebt mehr zu tun, überzeugte er bald Cooper davon auf den Möbelmarkt zu expandieren und sie gründeten zusammen Projekte mit jungen, progressiven Architekten wie Ed Stone und George Nelson. 1939-40 wurde Ed Stone eingeladen den House of Ideas Pavillon des Collier Magazines beim Rockefeller Center als Teil der Weltausstellung in New York zu entwerfen und Risom entwarf sämtliche Möbel.
Um 1941 traf Risom Hans Knoll, einen in Deutschland geborenen Unternehmer in der Möbelindustrie, der in der Madison Avenue einen Ausstellungsraum mit ziemlich glanzlosen Möbelstücken besaß. Da sie beide davon träumten etwas Fortschrittlicheres zu machen, schlossen sie sich zusammen und gingen auf die Suche nach Designinspiration auf eine viermonatige Reise durch die Vereinigten Staaten. 1942 gründete Knoll die Möbelfirma Hans Knoll Furniture Company mit Risom als Chefdesigner.
Risoms verwendete für seine frühen Designs für Knoll überschüssige Militärmaterialen, die er über weiches Holz spannte, wie zum Beispiel Gurtbänder und Fallschirmtuch. Als Kirschholz wieder erhältlich war, veröffentlichte Knoll den ersten Katalog des Unternehmens der 15 Designs von Risom enthielt, darunter Schränke, Kommoden, Bücherregale, Tische und Stühle. Als jedoch die Rationierung verstärkt wurde, bat Knoll Risom zu seinen spartanischeren Designs zurück zu kehren. 1943 führten sie die die 650 Reihe ein, aus der Risoms Beistellstuhl und Sessel zu Ikonen des Designs im 20. Jahrhundert geworden sind. Später im selben Jahr wurde Risom von der US-Armee eingezogen.
Als Risom Ende 1945 aus dem Krieg zurückkehrte, hatte sich das Klima in Knolls Firma verändert, größtenteils aufgrund des wachsenden Einflusses von Knolls Frau in spe, Florence Schust. Es scheint als wären die Geschmäcker von Risom und Schust unvereinbar gewesen; während er die weichere, gemütlichere Ästhetik seiner skandinavischen Wurzeln, vermischt mit traditioneller Americana bevorzugte, war sie von Ludwig Mies van der Rohe betreut worden und war engagiert darin, den minimalistischen Bauhaus-Stil weiterzuführen. 1946 trennte sich Risom offiziell von Knoll und eröffnete mit Jens Risom Design (JRD) seine eigene New Yorker Firma.
25 Jahre lang – während der Blütezeit der Nachkriegsmoderne – erarbeitete sich Risoms Firma internationales Ansehen für Massivholzmöbel im skandinavischen Stil. Seine von Richard Avedon fotografierten Werbekampagnen fanden große Anerkennung. 1961 wurde Risom neben Charles Eames, Harry Bertoia, Eero Saarinen, Edward Wormley und George Nelson in dem legendären Artikel “Designs for Living” des Playboy Magazins genannt. Bekanntlich wurde einer von Risoms Bürostühlen von Präsident Lyndon Johnson für das Oval Office ausgewählt.
Risom verkaufte JRD 1970 an Dictaphone blieb jedoch noch drei Jahre Geschäftsführer. Anschließend zog er nach New Canaan und gründete einen Beratungsservice mit dem Namen Design Control. 1996 wurde Risom in Dänemark von Königin Margrethe II zum Ritter geschlagen und 1997 nahm Knoll seine Designs aus den 1940ern und 50ern wieder auf. Sie werden bis heute hergestellt. 2005 begann Risom eine lange Kollaboration mit dem Möbelhändler Ralph Pucci.
Risom starb im Alter von 100 Jahren Anfang 2016 in seinem Zuhause in New Canaan.