Der niederländische Hersteller Ahrend De Cirkel ist ein Zusammenschluss zweier Unternehmen: Ahrend, 1896 von Jacobus Ahrend gegründet, und De Cirkel, 1934 von Jan Schröfer gegründet. In der Nachkriegszeit stellte Ahrend De Cirkel Möbel von einigen der meist zelebrierten Designer her, wie Friso Kramer und Wim Rietveld. Heute sind originale Stücke von Ahrend De Cirkel auf dem Vintage Markt weiterhin sehr beliebt.
Jacobus Ahrend gründete 1896 in Amsterdam Wed. J. Ahrend & Son. und schloss damit eine Marktlücke für funktionales, ergonomisches Büromobiliar. 1930 erwarb das Unternehmen eine Stahlpresse und eröffnete eine Abteilung für Stahlmöbel. Im selben Jahr entwarf Jan Schröfer die Zitnrom-stoel (1931) für Ahrend. Später, 1934, gründete Schröfer das Stahlmöbel-Unternehmen De Cirkel in Amsterdam, das dann mit Ahrend nach Zwanenburg umzog. Zwischen 1939 und 1941 erwarb Ahrend einen großen Anteil von De Cirkel. Fortan trugen die Möbelkollektionen beider Unternehmen den Stempel “Ahrend De Cirkel.”
Der Sohn des erfolgreichen Architekten Piet Kramer (1881-1961), Friso Kramer (geb. 1922), fing 1948 an für Ahrend De Cirkel zu arbeiten. 1971 bis 1983 war er Art Director des Unternehmens. Seine Tatkräftigkeit war für den Erfolg von Ahrend De Cirkel maßgebend. Kramer war ein aktives Mitglied vieler einflussreicher Designverbände und die treibende Kraft in der Entwicklung der niederländischen modernistischen Ästhetik, die seit den 1950er Jahren vorherrschte.
1953 entwarf Kramer den durch Eames inspirierten Revolt Stuhl aus Stahl und Schichtholz, ein echter Klassiker niederländischen Midcentury Designs und das wohl bekannteste Werk Kramers. Als Prototyp effizienten industriellen Designs war der leichte und erschwingliche Stuhl in der Nachkriegszeit in Klassenzimmern, Büros und Wohnungen weltweit anzutreffen. Der Revolt wurde jahrzehntelang nicht mehr produziert, ging aber 2004 bei Ahrend wieder in Produktion. Die neue Version aus Polypropylen gewann bei den 2005 Dutch Design Awards den Preis als ‚Best Interior Design Product‘.
1957 entwarf der niederländische Designer Wim Rietveld (1924-1985) in Zusammenarbeit mit seinem Vater, dem legendären Architekten Gerrit Rietveld, den stapelbaren Mondial Stuhl für . Dieser wurde 1958 auf der Weltausstellung in Brüssel gezeigt. Der Prototyp wurde aus Aluminium hergestellt, aber Gispen schwebte eine Produktion aus Kunststoff vor. Dies veranlasste Rietveld einen neuen Hersteller zu suchen. 1958 verließ er Gispen und trat Ahrend De Cirkel bei. Es folgte eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Kramer, die viele Jahre andauern sollte.
Kramer und Rietveld produzierten viele Designs für Ahrend De Cirkel, die heute zu Ikonen geworden sind. Zu nennen sind funktionale Sitzmöbel, Tische, Lager- und Regalsysteme. Herausragende Arbeiten von Kramer sind: der Facet Tisch (1964); die ergonomische, modulare MEHES Büro Serie (1972); der AKD Stuhl (1973); der FKS Stapelbare Stuhl und Tisch (1998). Bekannte Designs von Rietveld sind: der Result Stuhl (1958); der Oase Stuhl (1958); der Reply Drafting Tisch (1958), der den renommierten Signe d'Or Preis 1963 in Brüssel erhielt; Pyramid Tisch und Stuhl (1960); und der Revolve Stuhl (1961).
1967 erwarb Ahrend neben De Cirkel die Stahlfirma ODA. Die beiden Unternehmen wurden zu Tochtergesellschaften von Ahrend. Heut konzentriert sich Ahrend auf innovative Büromöbel und nachhaltige Arbeitswelten und produzier weiterhin viele Klassiker von Kramer und Rietveld.
* Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Ahrend